Lässt sich das Reizdarmsyndrom über das Mikrobiom regulieren?
Als einen Schlüsselfaktor in der Genese des Reizdarmsyndroms konnten Forscher die gestörte Kommunikation zwischen zentralem und enteralem Nervensystem identifizieren. Nun kristallisiert sich heraus, dass das intestinale Mikrobiom erheblichen Einfluss auf diese „Darm-Hirn-Achse“ nimmt – ein Umstand, der sich in der Praxis therapeutisch nutzen lässt.
Pathogenese des Reizdarmsyndroms beruht auf einem nur im Ansatz entschlüsselten Zusammenspiel physischer und psychischer Faktoren. Lange Zeit fehlten somit konkrete therapeutische Angriffspunkte abseits der symptomatischen Behandlung.1 Ein Modell, das stark zum Verständnis des Reizdarmsyndroms beigetragen hat, ist das der Darm-Hirn-Achse: Über diesen bidirektionalen Kommunikationskanal findet ein reger Informationsaustausch zwischen dem „großen Gehirn“ (zentrales Nervensystem, ZNS) und dem „kleinen Gehirn“ (enterisches Nervensystem, ENS) statt, unter anderem über afferente und efferente Nervenbahnen sowie neuroendokrine Signale.2,3 Während das ZNS über diese Achse die gastrointestinalen Funktionen koordiniert, können die Signale aus dem ENS sich tiefgreifend auf die Stimmung, das Verhalten und höhere kognitive Funktionen auswirken.3
Forscher gehen davon aus, dass eine veränderte Aktivität der Nerven und Botenstoffe in der Darmwand ein wichtiger auslösender Faktor des Reizdarmsyndroms ist und somit eine pathologisch veränderte Homöostase der Darm-Hirn-Achse widerspiegelt.4 Ein wichtiges Indiz für diese Verbindung stellen Komorbiditäten wie Depressionen und Angsterkrankungen dar, aber auch enge Kopplung von psychischem Stress und dem Krankheitsverlauf.2,3